Kommunikation

Kommunikation – Miteinander reden

Eine Abhandlung aus dem einstigen Themenarchiv

Kommunikation – nur ein Wort? Oder mehr? Wie klappt „Kommunikation“? Freundlich, bestimmt, zielgerichtet – mit einem guten Ton? Was stellst Du Dir persönlich eigentlich unter einem – nein. – unter „dem“ guten Ton vor?

– Respekt?
– Toleranz?
– Akzeptanz?
– Höflichkeit?
– gegenseitiges Zuhören?
– gegenseitiges Verständnis?
– Sachlichkeit innerhalb des Themas (Objektivität)?
– Besonnenheit auf emotionaler Ebene?
– das Resultat: man diskutiert unterm Strich gern miteinander?

Es gibt sicherlich noch mehr Punkte, um diese Frage einzukreisen…

Der gute Ton sollte an und für sich im Leben eines jeden Einzelnen zur Selbstverständlichkeit werden – oder nicht?

Was spricht dagegen, ihn dennoch zu beherzigen, falls man selbstgefällig meint: „Pah, ich geb mich wie ich nun mal eben bin; jeder soll ruhig wissen, wie ich (mich) wirklich fühle … jeder soll ruhig wissen, wie es mir tatsächlich geht … ich hab keinen Bock mehr, immer stillschweigend und mit guter Miene zum bösen Spiel alles kommentar- und wehrlos zu schlucken …“

Sicher. Diese Gedanken sind total normal und mir bestens vertraut.

Was erreiche ich denn damit, wenn ich ihrer Auslebung ungezügelten, hemmungslosen und freien Lauf lasse?

Stichwort „Respekt“
Lt. Duden bedeutet Respekt: Ehrerbietung; Achtung; Ehrfurcht

Findest Du es ok, den womöglich letzten Rest „Respekt“ mit Füßen zu treten, egal, wer auch immer Dir gegenüber steht? (Ich meine jetzt nicht den Tätern gegenüber, sondern andere, an Deinem persönlichen Schicksal unbeteiligte Personen.)
Ist es wirklich ok, jemandem während eines Gespräches unterschwellig oder sogar absichtlich das Gefühl zu vermitteln: „Was du denkst, ist mir vollkommen schnurz. Du bist für mich eh das Allerletzte. – Tut mir leid, ich kann dich gar nicht ernst nehmen … Was du da ausdrückst, ist doch so dumm und naiv … ich kann dich echt nur bemitleiden (etc …) „?

Was ist denn Respekt für Dich? Sicherlich heißt das nicht, zu allem „ja und Amen“ zu sagen, was Dir der andere versucht, rüberzubringen. Man bringt auch nicht unbedingt jemandem „Ehrfurcht“ oder „Ehrerbietung“ dar. Diese Begriffe klingen ziemlich antiquiert, ich geb´s zu. Aber Achtung trifft es sehr gut. Auf sichtbaren Respekt, auf ein klein wenig Achtung zu verzichten, ist eine Frechheit, eine Unverschämtheit, eine Verletzung der Menschenwürde. Wie würdest Du Dich denn fühlen, wenn jemand Dir das antäte? Sich mit folgendem Gedankengang aus der Affäre zu ziehen á la „Ich weiß ja sowieso, dass ich Recht habe. Ich bin eh überlegen! Ich achte nur mich selbst“ ist ein wenig zu einfach und zu unsachlich.

Stichwort „Toleranz“
Lt. Duden bedeutet Toleranz: Duldung u. das Zulassen von (der eigenen) abweichenden Meinung(en) usw.

Und was bedeutet Dir „Toleranz“? Ist es nicht schon vermutlich beinahe dasselbe wie „Respekt“? Missachtet man das eine, kann man das andere gleich mit in die Tonne treten?

Irgendwie geht da die Rechnung nicht ganz auf.
Wenn ich jemandem Respekt erweise, und sei es auch noch so leicht oder schwer, muss ich dessen Meinung noch lange nicht zu 100% tolerieren. Ich muss auch dessen Lebensstil, dessen persönliche Werte, dessen Schwerpunkte noch lange nicht für mich selbst tolerieren. Doch ich kann versuchen, ihm respektvoll zu erklären *, dass ich dieses oder jenes zwar ab einem gewissen Punkt ** so stehen lassen kann und will/werde, was mir der andere sagt, aber ich toleriere es für mich nicht. Für Dich toleriere ich es, ich zolle Dir insofern gewissermaßen Respekt, weil ich Deine Meinung für Dich akzeptiere – aber ich toleriere es nicht für mich persönlich.

* „Erklären“ heißt ja nicht, dass ich überzeugen will. Ich kann jemanden von gar nichts überzeugen – Überzeugung ist immer eine Entscheidung des anderen: „Ja, ich bin davon überzeugt, dass…“

** Und was soll der „gewisse Punkt“? Der gewisse Punkt ist dann erreicht, wenn ich merke, hey, mein Respekt dem anderen gegenüber könnte flöten gehen. Ich will jetzt alles daransetzen, einen möglichen Streit zu vermeiden, der die Grenze der Objektivität, der sachlichen Basis, sprengen und nur noch rein ins persönliche „Sich-Gegenseitig-Fertigmachen“ abdriften würde.

Stichwort „Akzeptanz“
Lt. Duden bedeutet Akzeptanz: Bereitschaft, etwas (Neues) anzunehmen.

„Akzeptanz“ – man kann erkennen, dass Respekt, Toleranz und Akzeptanz einander recht ähnlich zu sein scheinen, doch: Sie sind drei völlig unterschiedliche Paar Schuhe.
Wenn ich nun Deine Meinung für Dich toleriere und diese auch für Dich akzeptieren kann, muss ich es nicht für mich tolerieren, dennoch aber wiederum muss ich es irgendwie auch für mich akzeptieren, dass es so und so ist, was Du mir von Dir sagst. Ich akzeptiere Deine Meinung für Dich, und ich akzeptiere Deine Meinung für mich. Ich akzeptiere Deine Meinung für mich selbst in der Form, dass ich das Gehörte von Dir annehme, ohne es Dir mit Gewalt ausreden zu wollen – auch wenn ich es nicht für mich tolerieren kann.

Diese Art von Akzeptanz hat also nichts damit zu tun, dass ich es für mich in jener mich verbiegenden Form annehme, dass ich ab sofort auch das tu oder sage, was der andere sagt – sondern, noch einmal: Das von Dir Gehörte von Dir annehme, ohne es Dir mit Gewalt ausreden zu wollen – auch wenn eine Umsetzung dessen für mich persönlich nicht in Frage käme.

Zusammengefasst:

Respekt: Ehrerbietung; Achtung; Ehrfurcht
Toleranz: Duldung u. das Zulassen von (der eigenen) abweichenden Meinung(en) usw.
Akzeptanz: Bereitschaft, etwas (Neues) anzunehmen.

Fall 1)

Ich respektiere Dich.
Ich toleriere Deine Meinung für Dich.
Ich akzeptiere Deine Meinung für Dich.

Ich toleriere Deine Meinung ebenso für mich.
Ich akzeptiere Deine Meinung für mich und kann es auch so umsetzen wie Du.

Fall 2)

Ich respektiere Dich.
Ich toleriere Deine Meinung für Dich.
Ich akzeptiere Deine Meinung für Dich.

Ich toleriere Deine Meinung jedoch nicht für mich.
Ich akzeptiere Deine Meinung aber für mich – ich nehme sie zwar an, ich lasse sie Dir; aber setze sie nicht für mich um.

Stichwort „Höflichkeit“
Lt. Duden bedeutet Höflichkeit: a) nettes, gutes Benehmen anderen Menschen gegenüber und b) höfliche Handlung, Bemerkung

Höflich zu sein, heißt nicht, sich in höflichen Floskeln zu aalen und mit ihnen um sich zu werfen. Gekünstelte oder schlichtweg verlogene Höflichkeit gibt dem Gegenüber sehr wohl ziemlich bald das Gefühl, nicht geachtet zu werden, sprich, keinen Respekt zu empfangen.
Ironisch-sarkastische „Höflichkeit“ ist sehr verletzend, anmaßend, entwürdigend und missachtend.

Da jeder Mensch eine gute und gesunde Portion Intuition in sich trägt, merkt man sehr genau, wann einem unehrliche, unechte Höflichkeit entgegengespielt wird.

Selbst wenn man eigentlich höflich sein will, ohne nun solch aggressive Geschütze aufzufahren, stellt sich die Frage: Wie kann ich dennoch höflich sein, ohne zu lügen, und ohne zu verletzen? – Indem man sich einfach gut benimmt. Ein gutes, niveauvolles Benehmen ist an sich schon höflich. Dazu muss man nicht erst höfliche Sätze stottern, die man u.U. gar nicht so meint, was sie eigentlich aussagen sollen, zumal sie ja anders klingen werden als sie klingen sollten.

Höfliches Benehmen – wie? Lesen wir mal weiter:

Stichwort „Zuhören“
Lt. Duden bedeutet zuhören: längere Zeit intensiv lauschen

Bei dieser Duden-Erklärung wurde mir bewusst, wie cool diese Wörter alle, jedes einzelne für sich, sind. Das ist gutes Benehmen, das ist Höflichkeit, folgendes dem Gegenüber zu vermitteln:

– Ich nehme mir Zeit für Dich.
– Du bist mir nicht nur eine mehr oder weniger sporadische Zeitspanne wert, sondern ich nehme mir sogar eine längere Zeit des Gespräches mit Dir!
– Deine Aussagen höre ich nicht nur, sondern ich lausche ihnen.
– Deine Worte sausen nicht an mir vorbei, sondern ich lausche ihnen sogar intensiv!

Wenn Du mir etwas sagst, werde ich nicht ungeduldig. Du bist mir die volle Aufmerksamkeit und meine längere Zeit wert. Meine Aufmerksamkeit Dir gegenüber ist so ungeteilt, dass ich nicht nur Deine Worte „höre“ (und ihnen, Dir, nicht zuhöre, sie womöglich nicht mal richtig registriere, oder ich womöglich nur jene bestimmte Brocken heraushören will, um anschließend noch gar rechthaberisch drauf rumzureiten). Sondern um sie zu hören, um Dir zuzuhören, lausche ich. Lauschen heißt, Ohren aufsperren. Bewusst und intensiv darauf achten, was gesprochen wird. Aufs Gesprochene zu achten und jemandem zuzuhören heißt auch hier wieder: ich achte damit auch Dich!

Das ist Höflichkeit. Das ist höfliches Benehmen. Das ist echtes Zuhören.

Und wenn der Zuhörende trotz intensiven Zuhörens etwas nicht verstanden hat (sachlich), dann wird sich sein Gegenüber freuen, es ihm erneut erklären zu dürfen, weil er somit das Gefühl hat, etwas definitiv Interessantes gesagt zu haben, woran der Fragende (der Zuhörende) erneut freiwillig-interessiert anknüpft anstatt genervt das Thema zu wechseln.

Stichwort „Verständnis“
Lt. Duden bedeutet Verständnis: a) Fähigkeit, etwas zu verstehen; Einfühlungsvermögen und b) Fähigkeit, etwas geistig zu erfassen

Einfühlungsvermögen ergibt sich zunächst einmal aus der höflichen Wertschätzung des Gegenübers, kombiniert mit Zeit und Zuhören.
Sicherlich kann man sich unmöglich in alles exakt hinein“fühlen“, hineinversetzen, was der andere denkt, erlebt, erleidet oder schlichtweg empfindet. Dazu sind die Menschen mitsamt der Bandbreite all ihrer individuellen Erfahrungen und Probleme viel zu unterschiedlich.

Aber man kann folgendes tun:
Wenn der andere eine bestimmte Emotion zeigt, kann man sich daran erinnern, wie es sich anfühlt, ebenfalls evtl. mal genau diese Emotion bei einem bestimmten eigenen persönlichen Ereignis oder Umstand gespürt zu haben. Auch wenn ich die Situation des Gegenübers nicht so ganz nachempfinden kann – die Emotion(en) kann ich ggf. viel eher nachempfinden. Das ist eine Art von Einfühlungsvermögen, die dem anderen gut tun, ihm entgegenkommen und evtl. sogar helfen kann.

Etwas geistig zu erfassen – ist die Art von Verständnis, um Argumenten und Gegenargumenten folgen zu können, ohne sinnlos und womöglich mit Kraft gegenan zu trotzen. Und genau hierzu gehört dann:

Stichwort „Sachlichkeit“
Lt. Duden bedeutet sachlich: a) emotionslos; nur auf die Sache bezogen und ohne Einwirkung und Einbeziehung von Gefühlen und Vorurteilen; b) betont funktional und ohne Schmuck

Emotionen bleiben selten aus. Wenn zwei Menschen miteinander kommunizieren, egal auf welchem Weg (Chat/Forum/persönliches Gespräch/Telefon/Brief…) werden -immer- Gefühle freigesetzt und miteinbezogen. Das ist ganz normal und gut so, das muss auch so sein. Sonst wären wir ja schließlich keine Menschen.

Um jedoch eine Diskussion sachlich führen zu können, müssen wir alles verhindern, was die Diskussion verschleiern, vernebeln, verwässern, unkenntlich machen kann: Streit, Wut, extreme Trauer, extreme Freude (alles macht entweder nur einen oder beide Gesprächsbeteiligte stellenweise blind für vernünftige Argumentationen). Sachlichkeit ist eine Kunst. Selbst Vorurteile außer acht zu lassen ist schwer!

Die Diskussion soll ja zu etwas führen, eben zu einer „Diskussion“; zu einer Pro und Contra-Aktion; zu einer produktiven Kontroverse; zu einem Gesprächsverlauf, wo man dies und jenes zu gleichen Teilen abwägt.
Entweder man kommt zu einem Ergebnis – oder eben nicht. Wenn man zu keinem „Ergebnis“ kommt, hat man sich dennoch erfolgreich ausgetauscht. Und ein erfolgreicher Austausch ist möglich, wenn auch keine Ausschmückungen nebenher das Gespräch verzieren, so dass es funktional sein kann. Und Ausschmückungen können u.U. schon zu herbe Emotionen sein, die ggf. u.a. dies zum Ziel haben: Den anderen Gesprächspartner unter Druck zu setzen …

Stichwort „Objektivität“
Lt. Duden bedeutet Objektivität: Strenge; Sachlichkeit; Unvoreingenommenheit; Neutralität

Das Gegenteil von Objektivität ist „Subjektivität“. Subjektiv empfindet jeder Einzelne immer etwas Bestimmtes. Subjektiv gesehen empfinde ich das Blau dieser Homepage einfach als cool. Objektiv betrachtet muss ich mir die Frage stellen: Passt das Blau generell zu dem Projekt? Kann ich wirklich das Blau nehmen, oder würden die User als Gesamtheit nicht viel lieber ein leichtes Grün bevorzugen?

Ist natürlich jetzt mal nur ein Beispiel. Objektiv etwas zu überdenken, erfordert das Umdenken bzw. ein gewisses Umschwenken auf eine andere Stufe, eben die Stufe der Neutralität. Das ist sehr schwer! Dazu braucht man auch oft einfach jemanden, der einem die andere Stufe als die persönliche Subjektivität überhaupt erst mal aufzeigt. Dazu muss man natürlich beachten, sich selbst nicht ganz zu verlieren, denn seine eigene subjektive Meinung nun voll und ganz aufzugeben, ist auch nicht der Sinn der Sache. Wichtig ist es, unterscheiden zu können, abschätzen zu können, abstimmen zu können zwischen einem gewissen Grad an Subjektivität und einem gewissen Grad an Objektivität.
Und seine eigene subjektive Meinung soll man ja nicht dadurch in den Wind schreiben, indem man ohne zu hinterfragen eine andere rein subjektive Meinung annimmt.

Im Endeffekt macht´s die richtige Mischung zwischen der eigenen Subjektivität und der neutralen Objektivität – je nach den Erfordernissen der Umstände. Sollten die Umstände z.B. so gelagert sein, dass eine u.U. (lebens)notwendige Korrektur der Meinung des Gesprächspartners nötig ist, weil derjenige sonst Gefahr läuft, sein eigenes oder anderer Leib und Leben zu riskieren (o. dgl.), dann ist sachliche Objektivität mehr als jegliche Subjektivität (des Betroffenen) vorrangig! Zu sagen: „Ich toleriere Deine Meinung zwar nicht für mich, aber ich akzeptiere sie für mich und für Dich“ reicht hier nicht (!) aus! Im Gegenteil, hier kommt es erst recht darauf an, eine Gesprächsbasis zu schaffen, um eine Kommunikation „fruchtbringend“ zu ermöglichen.

Fazit:
– Besonnenheit auf emotionaler Ebene?
– das Resultat: man diskutiert unterm Strich gern miteinander?

Miteinander reden zu können und dabei den guten Umgangston zu beherzigen, ist nicht leicht. Es gibt dafür auch kein allgemeingültiges Patentrezept. Diese Gedanken regen lediglich zum Nachdenken an.

Bisher habe ich persönlich eigentlich überwiegend die positiven Erfahrungen machen können, dass die Besonnenheit auf emotionaler Ebene aller Beteiligten schlichtweg gute Gespräche möglich sein ließen.

Achtung; Akzeptanz der Meinungen und somit auch des Gesprächspartners als Person selbst; ein rechtes Maß an Zeit vermischt mit Objektivität: dann kann es klappen. Dann ist nichts unmöglich, dann kann man wirklich eine gute Basis zum Gespräch entwickeln.

 

© Lena van Zwieten de Blom (2004)

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